Die Fotos dieser Heldin findet ihr hier.
Daniel Schluep
Fotografien der Meopta Milona II, Daniel Schluep
„Experiment oder sicheres Resultat?“
Spontan entschied ich mich für Experiment und obwohl ich schon seit meiner Schulzeit fotografiere war’s meine Premiere im Mittelformat. Meine Experimentalzeit mit Pushen und Labor liegt auch schon etliche Jahre zurück und die Kameras schrumpften inzwischen von der klassischen SLR zur schnuckeligen Systemkamera. Gut, dass es sich bei meiner Heldin trotz Mittelformat um eine sehr kompakte Meopta Milona II aus den späten 1940er Jahren handelt. Ob dem Alter seien der alten Dame denn auch die paar Macken verziehen. Der Balg mit der Optik lässt sich nur noch hakelig ausfahren und der Zentralverschluss des Typs Compur-Rapid verweigert standhaft längere Belichtungszeiten. Zudem schreit ein dichter Beschlag auf allen Glaselementen erstmal nach einer tüchtigen Reinigung. Ansonsten ist ja nicht viel dran, an dieser eleganten Tschechin, was schliesslich Fotografieren in Reinform verspricht.
Sogleich anerbietet sich ein fachmännischer Crashkurs im Umgang mit Rollfilm und das Gerät ist voll einsatzbereit. Nun beschleicht mich doch ein mulmiges Gefühl. Was, wenn erst mal gar nix aus der Kamera kommt und jeglicher Anhaltspunkt für Korrekturen fehlen würde? Also erst mal die 12 S/W-Bilder belichten und schauen was da auf dem Film haften beleibt. Gesagt – Getan. Dass der Verschluss ’nen Knacks hat, war mir klar. Also versuchte ich erstmals bei ca. 1/100 zu belichten, angeblich sollen die kürzeren Zeiten bei solch alten Verschlüssen am ehesten stabil bleiben. Eine nachträgliche Messung hat dies schliesslich auch bestätigt. Etwas gewöhnungsbedürftig ist der Sucher, bietet dieser doch einen gewissen Interpretationsspielraum, welcher meiner gewohnt exakten Art Bilder zu komponieren etwas entgegenläuft.
Dann wäre da noch die Sache mit den korrekten Belichtungswerten. Der alte Gossen-Messer ist schnell in Betrieb genommen und verrichtet gute Dienste. Noch etwas komfortabler geht’s mit der Pana LX5, welche ich sogleich noch für ein digitales Vergleichs- bzw. Referenzfoto nutze. Um ein bisschen Rechnerei komme ich dann doch nicht herum, ist doch bei der LX5 bei Blende 8 Schluss, was leider ob der starken Sonneneinstrahlung mit dem altersschwachen Fixverschluss von 1/100 nicht genügt. Ne Hausecke da, ne Sprayerei dort – schnell sind die 12 Bilder belichtet. Die teils bewundernden Blicke oder hie und da eine Bemerkung zeigen, dass da ein besonderes Gerät seine Arbeit verrichtet. Bald schon landet der belichtete Film beim Foto-Ernst im Filmeinwurfkasten. Gross ist die Erleichterung, als drei Tage später der entwickelte Film bei mir zu Hause eintrifft und – na ja – nicht ganz aber fast optimal belichtete Bilder zeigt.